DDR Jugendweihe

Mit der DDR Jugendweihe wurden wir in den „Kreis der Erwachsenen“ aufgenommen. Wir waren keine Kinder mehr! Jeder mußte nun „Sie“ zu uns sagen – Theoretisch. Praktisch sah das natürlich anders aus.

Außer den Lehrern tat das in Wirklichkeit keiner. So richtig erwachsen fühlte ich mich nicht. Zwar hatte ich meine erste Zigarette schon geraucht und auch meinen ersten Schluck Alkohol, in Form von Erdbeerbowle getrunken, aber erwachsen fühlte ich mich wirklich nicht.

Ein Kind wollte ich nicht mehr sein – erwachsen aber auch nicht. Typisch Pubertät. Wer hat sich so etwas blödes einfallen lassen? Nicht zu wissen wo man hingehört war schon schlimm. Dann kam noch hinzu, daß ich Mädchen jetzt nicht mehr doof fand. Die Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn. Da mußte es ja mit der guten Laune bergab gehen. Ich war ein wirklich schwerer Fall.

Bei mir kamen noch viele Pickel dazu und mein zweiter Vorname war Streuselkuchen. Ein Schulwechsel machten das Dilemma perfekt. Es war aber eine dufte Truppe. Allerdings – zu viele hübsche Mädchen und ich zu schüchtern – da war wieder ein Berg Probleme. Die schlechte Laune blieb.

Monate vor dem großen Ereignis gingen die Vorbereitungen los.

  • was wird gebacken?
  • welche Zutaten werden benötigt?
  • wir müssen Kaffee besorgen!
  • was gibt es zum Mittag?
  • Getränke müssen ran!
  • Knabberzeug
  • was machen wir zum Abendbrot?
  • was ziehen wir an?

Da wurde richtig Geld in die Hand genommen. Listen erstellt und einen Fahrplan aufgestellt.

  • wer fährt mit dem Auto wohin?
  • wer mit dem Zug nach Halle/Saale oder Delitzsch.
  • Vater hat eine „Schwalbe“ und einen Anhänger

Da wir selbst geschlachtet haben, war hier für Wurst gesorgt. Nur feinen Aufschnitt, den galt es zu besorgen. Und Backzutaten wie:

  • Pfirsiche
  • Ananas
  • Kakao

Zum garnieren:

  • Champignons
  • Gürkchen

Für die Bowle:

  • Sekt
  • gemischte Obstkonserven

Hierfür gab es den Delikatladen. Aber da nicht nur ich Jugendweihe hatte, war der Andrang natürlich groß.

Wenn sich dann nach und nach alles zusammen fügte, war die Freude groß und Tanten, sowie Freundinnen planten, wer was bäckt.

Die Große Sorge war ich! Was soll der Junge anziehen? Er ist so dürr, da gibt es keinen Anzug. Entweder waren in meiner Größe dann die Ärmel und Hosenbeine zu kurz. Wenn die Länge paßte, dann hing ich drin wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Aber meinen Kumpels ging es ähnlich. Das tröstete mich ein wenig.

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