Neu Canow

Vor nicht all zu langer Zeit bin ich mit meiner Frau für 3 Tage Kurzurlaub an den Ort zurück gekehrt, der in meiner Kindheit „Urlaub“ hieß. Das war ein komisches Gefühl. Viele Erinnerungen sind mit diesem Neu Canow verbunden.

Ferienhäuser bzw. Anlagen wurden damals von Betrieben gebaut, damit sich ihre Mitarbeiter dort erholen konnten.

Ich erinnere mich an feinen Sand gespickt mit Tannennadeln und Kienäppeln. Aber ich hatte mich schnell daran gewöhnt. Auch der Duft der Tannen und dem Harz, werde ich nicht vergessen.

Aus meinem Buch:

Als ich, nach dem letzten Tag im Schwimmlager, nach Hause kam, standen Koffer in unseren Vorbau und Mutti huschte durch die Gegend. Gerade war sie dabei Wurstgläser aus dem Keller hoch zu tragen und in einer großen Tasche zu verstauen.Mein erster Gedanke war: Mutti verschenkt unsere ganze Wurst und ich muss den Rest des Jahres olle Konsumwurst essen.

Ich wollte gerade in Tränen ausbrechen, da beruhigte mich Mutti wieder. „Das nehmen wir mit in den Urlaub“, sagte sie. „Morgen musst du ganz früh aufstehen. Da kommt ein Bus und holt uns ab“. Und da war das Wort wieder: Urlaub. Was und wo, verflixt noch mal, war Urlaub?

Ich war so aufgeregt und so neugierig, dass ich kaum schlafen konnte. So früh wie an diesem Sonnabend musste ich noch nie aufstehen. Ich war ja noch so müde. Aber die Neugier hielt mich wach. Und aufgeregt war ich auch.

Während ich meine Frühstücksschnitte verdrückte, schaffte Vati die Koffer und Taschen vor unser Hoftor. Mutti wusch noch schnell ab und dann huschten wir zu Vati nach draussen. Er rauchte noch eine Zigarette und unterhielt sich mit unserem neugierigen Nachbarn. Dann kam auch schon der Bus. Ein schmutziger, alter Ikarus.

Ich hatte zwar schon Busse gesehen, aber damit gefahren war ich noch nicht.

Was denkt ein Kind von 7 Jahren, wenn man ihm erzählt: „Wir fahren in Urlaub“? Wenn wir irgendwo hin gefahren sind, war das ein bestimmtes Ziel. Also war ich der Meinung, Urlaub ist ein Ort. Dahin fuhren alle um sich zu erholen und alle freuten sich darauf. Auch ich.

Da saßen schon Leute drin und alle schienen meine Eltern zu kennen. Kinder waren auch dabei. Die machten keinen glücklichen Eindruck. Kannten die Urlaub schon? Machte das etwa keinen Spaß? Die Koffer und Taschen waren schnell verstaut und wir tuckerten in den nächsten Ort.

Den Vatis schien die Fahrt zu gefallen. Eine große Flasche ging von Hand zu Hand und jeder von den Vatis nahm einen kräftigen Schluck. Davon wurden die immer lustiger. Den Muttis schien das nicht zu gefallen.

War hier Urlaub? Das musste ein anderes Urlaub sein, denn hier war keiner. Wo denn auch. Auf dem Ortsschild stand Neu Canow. Der Ort bestand aus einer Strasse, die eigentlich nur ein befestigter Weg war und neun Häusern. Davon war eines auch noch der Konsum und ein anderes ein Urlauberheim.

Ich konnte gar nicht so schnell die Häuser zählen, da waren wir auch schon durch den Ort durch.“Und dann erlebte ich meinen ersten Urlaub und der war schön. So schön, wie er schöner für ein Kind anfang der 70- iger Jahre kaum sein konnte.

Gerade für die Väter und uns Jungs war das ein Paradies. Angeln an den Ufern oder mit dem Boot draußen, für uns Männer ideal.

Das bin ich im Alter von 7 Jahren und wie man sieht….ein echter Kerl, der alles im Blick hat.

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Meine Frau Annett hat bei unserem Kurzurlaub einige Fotos gemacht von Neu Canow und Umgebung.  Annett ist Werbe- u. Webdesignerin und wir haben das Werbeschild gefunden, welches sie selbst in Ihrer Agentur für diesen Kunden entworfen hat. Und zwar die Kanufarm und Hotel & Waldrestaurant Johannesruh. Zu empfehlen ist auch das Waldhaus Neu Canow

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Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Kathrin Dauth sagt:

    Hallo Andreas, ich finde dein Buch sehr gelungen, habe viel gelacht und als ‚Wessi‘ mal in das DDR Leben reinschnuppern können.Ich bin Jahrgang 1971 und muss feststellen das gar nicht soviel Unterschiede zwischen DDR und Westjugend bestand. Ich kann viele Parallelen entdecken und fühle mich in die 70er -80er Jahre zurückversetzt. Danke für dieses tolle Buch.

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