Donnerbalken und feuchte Schuhspitzen

Legebatterie für Jungs

Richtig hart musste man sein, wenn man mal musste. Da gab es nur das Plumpsklo auf dem Schulhof. Eine ungeheizte Bretterbude mit Türen zum Hof für Jungs und die Türen zum Bach für Mädchen. Die Schüler sagten dazu: “Legebatterie“.

Warum? Wir saßen da zu fünft in einer Reihe, ohne Trennwand, auf dem Donnerbalken, wie die Hühner auf der Stange in einer Legebatterie, und legten unser Ei bzw. verrichteten unser Geschäft direkt in eine Grube unter uns. Von der ging ein Überlauf direkt in den Bach. Da mussten schon sehr strenge Winter kommen, damit der Bach auch an dieser Stelle zufror.

Noch bemerkenswerter war die Pinkelbude für die Jungs. Die Wände waren rundherum bis auf halbe Höhe geteert. An den Wänden ging eine Rinne im Fußboden um den Raum herum bis zu einem Loch, welches in die Grube unter dem Donnerbalken mündete.
In der Pinkelbude musste man gegen die Wand pinkeln.

Und dort lernte ich als Schulanfänger das Wichtigste in den ersten Tagen – die Stärke des Pinkelstrahls musste ein bestimmtes Verhältnis zum Abstand des Pinkelnden zur Wand haben. Sonst waren nicht nur die Schuhspitzen feucht. Einmal im Jahr wurde die Grube geleert und deren Inhalt auf das nächste Feld gefahren.

Von da an hatte ich ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Gemüse. In meiner kindlichen Fantasie stellte ich mir vor, warum in unseren Breiten der Grünkohl auch Braunkohl hieß.

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